"Profane Krippe", darstellend das Überlinger Leben und Treiben um 1760, arrangiert aus alten Krippenfiguren; Bürgerhäuser, Kapellen und Brunnen der Stadt geben die Kulissen ab.
Raum 2
Kleiner Barocksaal
Kirchliches Leben im Barock und Rokoko
Der repräsentative Saal erhielt bei der Barockisierung des Gebäudes kurz nach 1700 rote Stuckmarmorsäulen und die reiche Stuckdecke. Im Zentrum hat sich das einzige barocke Deckengemälde des Hauses erhalten: eine Allegorie der Fruchtbarkeit.
Die ausgestellten Bildwerke spiegeln die Blüte der Kirchenkunst vor dem 30-jährigen Krieg und im 18. Jahrhundert in Überlingen.
Raum 22
Einblick in Planungs- und Arbeitsprozesse einer Künstlerwerkstatt gestattet der Riss des Hochaltars des Überlinger Münsters. Der mächtige Schnitzaltar wurde von Jörg Zürn 1613 entworfen und bis Ende 1616 von ihm und seiner Werkstatt geschaffen. Zu dieser gehörte auch Michael Zürn d. Ä., welcher mit Schnitzarbeiten in diesem Saal vertreten ist. Die großformatige Entwurfszeichnung war wohl Grundlage für die Auftragsvergabe an Jörg Zürn, von dessen Hand die Zeichnungen der Figuren stammen. Aus mehreren Teilen collageartig zusammengefügt und mit Ergänzungen versehen, dokumentiert der Riss auch die fortlaufenden Veränderungen an dem anspruchsvollen Altar, der an der Schwelle zum Barock steht.
Eindrucksvoll zeugen die Skulpturen der Anna Selbdritt, des hl. Christophorus (beide 1750) und der Maria mit Kind (1746) vom Können des Bildhauers, Stuckateurs und Altarbauers Joseph Anton Feuchtmayer. Er schuf sie für die Luzien-Kapelle dieses Hauses. Anna Selbdritt und Christophorus standen dort auf den beiden erhaltenen Konsolen an den Längswänden hoch über den Gläubigen. Die heutige Präsentation hingegen erlaubt die Betrachtung der Meisterwerke aus unmittelbarer Nähe.
In den Vitrinen sind Kleinplastiken u. a. von Michael Zürn d. Ä., Joseph Anton Feuchtmayer und dessen Nachfolgern Johann Georg Dirr und Johann Georg Wieland ausgestellt. Es handelt sich um Entwürfe für großformatige Bildwerke wie auch um vollendete Darstellungen im kleinen Format.
Bis nach 1800 blieb die Steinschlossflinte mit einem Kaliber von ca. 18 mm die gängige Handfeuerwaffe der Infanterie, obwohl sie unzuverlässig war. Denn oft versagte bei Feuchtigkeit die Zündung. Nur Scharfschützen hatten gezogene Gewehre, die zwar treffsicherer, aber umständlich zu laden waren.
Raum 24
Um 1820 verbesserten Perkussionsschloss und Zündhütchen die Handfeuerwaffen. Nachdem es gelungen war, das Laden gezogener Gewehre zu vereinfachen, wurde ab etwa 1850 das gezogene Perkussionsgewehr zur Standardwaffe deutscher Heere. Nur Preußen hatte 1841 den von Johann Nikolaus von Dreyse erfundenen Hinterlader, das Zündnadelgewehr, eingeführt und in den Folgejahren die Munition vereinheitlicht.
Im Krieg 1870/71 verwendete die deutsche Infanterie das Zündnadel-, die französische das ballistisch bessere Chassepot-Gewehr. Bayerische Bataillone hatten das überlegene Werdergewehr, einen Hinterlader mit 11 mm Kaliber und gasdichter Munition.
Gasdichte Patronenhülsen aus Kupfer oder Messing und das Kaliber 11 mm setzten sich durch. Die Feuergeschwindigkeit wurde durch die Konstruktion von Repetiergewehren erhöht.
Bei allen genannten Waffen diente Schwarzpulver als Treibmittel, das einen starken und zudem verräterischen Pulverdampf entwickelte.
1886 gelang dem französischen Chemiker Paul Vieille die Erfindung des rauchlosen Pulvers. Noch im selben Jahr wurde die französische Armee mit dem für dieses Treibmittel entwickelten Gewehr „Lebel Modell 1886“, Kaliber 8 mm, ausgerüstet. Das verbesserte Modell 1886/93 war in Frankreich bis 1916 im Einsatz. Noch im 19. Jahrhundert entwickelten die anderen europäischen Staaten eigene Systeme, Deutschland z. B. das „Gewehr 88“ mit verbessertem Mannlicher-Magazin.
Das Kaliber dieser Waffen lag zwischen 6 und 8 mm. Die Bleigeschosse mit vernickeltem Stahlmantel waren zunächst an der Spitze eiförmig abgerundet, später wurden sie als ballistisch verbesserte Spitzgeschosse ausgeführt.