Themen zum Gebäude im 2. Obergeschoß

Waffenkammer

Zur Entwicklung des Infanteriegewehrs

Bis nach 1800 blieb die Steinschlossflinte mit einem Kaliber von ca. 18 mm die gängige Handfeuerwaffe der Infanterie, obwohl sie unzuverlässig war. Denn oft versagte bei Feuchtigkeit die Zündung. Nur Scharfschützen hatten gezogene Gewehre, die zwar treffsicherer, aber umständlich zu laden waren.

Raum 24.

Um 1820 verbesserten Perkussionsschloss und Zündhütchen die Handfeuerwaffen. Nachdem es gelungen war, das Laden gezogener Gewehre zu vereinfachen, wurde ab etwa 1850 das gezogene Perkussionsgewehr zur Standardwaffe deutscher Heere. Nur Preußen hatte 1841 den von Johann Nikolaus von Dreyse erfundenen Hinterlader, das Zündnadelgewehr, eingeführt und in den Folgejahren die Munition vereinheitlicht.

Im Krieg 1870/71 verwendete die deutsche Infanterie das Zündnadel-, die französische das ballistisch bessere Chassepot-Gewehr. Bayerische Bataillone hatten das überlegene Werdergewehr, einen Hinterlader mit 11 mm Kaliber und gasdichter Munition.

Gasdichte Patronenhülsen aus Kupfer oder Messing und das Kaliber 11 mm setzten sich durch. Die Feuergeschwindigkeit wurde durch die Konstruktion von Repetiergewehren erhöht.


Bei allen genannten Waffen diente Schwarzpulver als Treibmittel, das einen starken und zudem verräterischen Pulverdampf entwickelte.

1886 gelang dem französischen Chemiker Paul Vieille die Erfindung des rauchlosen Pulvers. Noch im selben Jahr wurde die französische Armee mit dem für dieses Treibmittel entwickelten Gewehr „Lebel Modell 1886“, Kaliber 8 mm, ausgerüstet. Das verbesserte Modell 1886/93 war in Frankreich bis 1916 im Einsatz. Noch im 19. Jahrhundert entwickelten die anderen europäischen Staaten eigene Systeme, Deutschland z. B. das „Gewehr 88“ mit verbessertem Mannlicher-Magazin.

Das Kaliber dieser Waffen lag zwischen 6 und 8 mm. Die Bleigeschosse mit vernickeltem Stahlmantel waren zunächst an der Spitze eiförmig abgerundet, später wurden sie als ballistisch verbesserte Spitzgeschosse ausgeführt.


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